Konzertrückblick: „Das Tor zur Welt“
Am Samstag, den 22.04.2023 fand das alljährliche Frühjahrskonzert des Konzertorchester Koblenz in der örtlichen Rhein-Mosel-Halle statt. Das Konzert stand in diesem Jahr unter dem Motto „Das Tor zur Welt“. Gemeinsam mit den rund 1.200 Besuchern begab sich das Orchester auf eine maritime Reise um die Welt.
Mit dem Konzertmarsch „Arsenal“ wurde das Konzert fulminant eröffnet. Bei der sich anschließenden sinfonischen Dichtung „Finlandia“ von Jean Sibelius kamen auch die Freunde der klassischen Musik voll auf ihre Kosten. Es folgte der Auftritt des ersten Solisten des Abends, Fabian Sayn. Mit dem Werk „Someone like you“ aus dem Musical Jekyll & Hyde konnte er, wie schon im letzten Jahr, mit seinem Flügelhorn die Zuhörer begeistern. Aber nicht nur Fabian Sayn stand am Abend als Solist auf der Bühne. Auch Theresa Keller tauschte ihre Klarinette kurzerhand gegen ein Mikrofon und sorgte mit den Bondtitelsong „Skyfall“ für einen besonderen Gänsehautmoment.
Als letztes Werk vor der Pause folgte das Highlight des Konzertabends: Die sinfonische Dichtung „Hamburg – Das Tor zur Welt“ von Guido Rennert. Passend dazu war auch der Komponist persönlich vor Ort. Das nutzte der Moderator des Abends, Bernhard Meffert, sofort und bat Guido Rennert für ein kurzes Interview auf die Bühne. Der Komponist gab dem Orchester und den Zuhörern einen kurzen Einblick zur Entstehung des Werks und schilderte überblicksartig die einzelnen Abschnitte. Nun sollte das Publikum nicht länger warten. Im Saal erlosch das Licht, und Anna Beyer betrat mit ihrem Akkordeon die Bühne. Die studierte Instrumentalistin leitete die einzelnen Abschnitte des Werkes als eine Art musikalische Erzählerin gefühlvoll mit ihrem Instrument ein. Es folgten 24 Minuten voller Spannung und Emotionen.
Das Stück, welches mit einem Überflug über die weltoffene Stadt beginnt, führt das Publikum in das wilde Treiben der Hansezeit mit der Hinrichtung Störtebekers. Mit den folgenden Passagen wird an den König von Dänemark und die große Auswanderung im 19. Jahrhundert erinnert. Schon hier kann man die Größe und Bedeutung der Stadt deutlich spüren. Aber auch schreckliche Ereignisse, wie die grausame Bombardierung im Sommer 1943, bei der zehntausend Menschen zum Opfer fielen, wurden sowohl bildlich als auch musikalisch vom Orchester dargestellt. Zwölf Glockenschläge und die Türmer des Hamburger Michels rufen zum stillen Gedenken auf. Auch der mutige Kampf der Hamburger gegen die Flut und das beherzte Auftreten seines Ehrenbürgers Helmut Schmidt findet seinen Platz in der Komposition. Das Hamburg der Neuzeit spiegelt sich in einem illustren Bild des wohl berühmtesten Stadtteils St. Pauli wider. Am Ende des umfassenden Werkes werden die Zuhörer in einer Hochstimmung eingeladen, die Weltstadt zu besuchen. Mit einem mehrminütigen, anerkennenden Applaus wurde das Orchester in die wohlverdiente Pause verabschiedet.
Den zweiten Teil des Konzertes eröffnete das Orchester mit der Titelmusik von Pearl Harbour. Beim darauffolgenden Stück „Porgy and Bess“ gab es eine Besonderheit: Der musikalische Leiter Christoph Engers reichte für dieses Werk seinen Taktstock an Marcus Müller, der im Orchester als Vizedirigent tätig ist, weiter und wechselte währenddessen für dieses Stück ins Klarinettenregister. Mit der Titelmusik von „Das Boot“ gab das Orchester eine der bekanntesten Kompositionen von Klaus Doldinger zum Besten.
Das Konzertorchester Koblenz hatte neben einem Zuschauerrekord auch noch einen anderen Grund zum Feiern. Christoph Engers ist nun seit 20 Jahren als musikalischen Leiter im Orchester tätig. Um dies gebührend zu zelebrieren, hielt Ehrendirigent und langjähriger Wegbegleiter Wolfgang Lang eine kurze Laudatio. Zudem überreichte der 1. Vorsitzende Michael Göddertz gemeinsam mit Geschäftsführer Björn Schäfer dem musikalischen Leiter zu Ehren dieses Jubiläums einen goldenen Taktstock. Nach der Ehrung ging es mit den Shanty Charterfolg „The Wellerman“ musikalisch weiter. Zum Ende des Konzertes zeigte sich das Orchester nochmals von seiner besten Seite. Mit „Merci, Udo“, arrangiert von Guido Rennert, dankte das Orchester seinen Zuhörer*innen für ihr Kommen. In knapp 15 Minuten konnten einige Musiker*Innen noch einmal mit Soli glänzen (Melanie Leicher, Basstrompete/ Fabian Sayn, Trompete/ Claudia Eickvonder, Altflöte/ Christian Franzen, Altsaxofon/ Judith Engers, Tenorsaxofon/ Peter Didinger, Flügelhorn/ Louis Jung, Posaune/ Christian Tofelde, Lars Kretzschmar und Georg Morbach/ Posaune).
Mit Standing ovations und minutenlangem Applaus wurde das Orchester von seinem Publikum belohnt und ließ es nicht ohne Zugaben von der Bühne. Nach dem flottem Seeteufel-Graf Luckner Marsch, schloss sich ein weiterer Bondsong „For your eyes only“ an, bei dem Theresa Keller als Solistin erneut glänzen konnte. Zum Abschluss folgte „Sailing“ aus der Feder von Guido Rennert, bei dem Georg Morbach (Posaune), Arda Dincer (Trompete) und Julia Weinmann (Altsaxophon) als Solisten fungierten. Es war ein Konzertabend der Extraklasse, der sicher bei allen Zuhörer*innen noch lange in Erinnerung bleiben wird.
Zum Schluss ist es Zeit, gewissen Menschen Danke zu sagen, ohne die solch ein Konzert nicht machbar wäre. Der größte Dank gilt unserem Dirigenten Christoph Engers für seinen unermüdlichen Einsatz. Er schafft es immer wieder, die Musiker zu begeistern und das Beste aus jeder/m Einzelnen herauszuholen. Ein weiterer herzlicher Dank geht auch an alle Freunde und Förderer, ohne die solche Auftritte für uns organisatorisch und finanziell nicht zu bewältigen wären, dem Vorstand für die gesamte Arbeit im Hintergrund und zuletzt unserem Mitmusiker Bernhard Meffert, der wie in jedem Jahr mit seiner unterhaltsamen und informativen Moderation die Zuhörer*innen begeisterte. Aber natürlich geht auch ein riesiges Dankeschön an unser Publikum: Mit Ihrem Applaus machen Sie solch ein Konzert erst zu dem, was es ist.
Wir freuen uns jetzt schon auf die kommenden Konzerte in 2023 und auf das nächste Jahreskonzert am 13. April 2024, welches unter dem Motto „75 Jahre Grundgesetz – Eine deutsche Geschichte“ steht.